Kein Anfang?

Warum nicht damit Anfangen die Realität anzuerkennen

Homöopathie, Wissenschaft, Esoterik

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Eigentlich wollte ich ja an meiner „Theoretischen Theorie“-Serie weiterschreiben, Themen hab ich genug. Doch in einem Nachbarblog kam zu einem medizinischen Beitrag, das Thema „Medizinisches System“ (über das ich endlich auch schreiben sollte) auf und ganz zufällig tauchte da auch Homöopathie auf. Mein Mitkommentator meinte so ganz nebenbei, dass es falsch wäre, dass ein (homöopathisches) Mittel gegen alle Symptome eingesetzt werden kann.

Darauf antwortete ich, dass er mit diesem Satz die Wirkungs- und Sinnlosigkeit der Homöopathie besser zusammengefasst hat, als ich in meinen ganzen Artikeln.

Das wurde natürlich nicht verstanden (ich gebe zu, dass ich meinen Kommentar nicht sonderlich verständlich geschrieben habe, jetzt versuche ich es hier besser und noch einmal, dafür länger).

Als Antwort kam dann:

Homöopathie ist eine esoterische Heilmethode.

Also was soll uns dieser Satz eigentlich sagen? Soll das jetzt eine Entschuldigung dafür sein, dass Homöopathie nicht wirkt? Oder ist es nur ein Versuch Nebelkerzen zu zünden, damit wir nicht zugeben müssen, das Homöopathie versagt hat und daher nur mehr als Teil der medizinischen Geschichte zu betrachten ist. Vielleicht versteht da jemand auch die Homöopathie nicht wirklich. Gut ich kann und will gar nicht sagen, wie der Satz gemeint ist, sondern ich will, so wie ich es am liebsten mache (so als „alter“ Wissenschaftler eben), mir einfach alle Möglichkeiten durchdenken. Jedenfalls wird dieser Satz damit zusammenhängen, was man unter Esoterik und Heilmethode versteht.

Nun das was hoffentlich klar ist, ist der Begriff Heilmethode. Eine Heilmethode ist eine Methode, die spezifisch Krankheiten behandeln kann, eventuell auch den Ausbruch von Krankheiten verhindern kann. Spezifisch meint, besser als ein Vergleich zu einem Placebo, also einer Scheinbehandlung (quasi die Nullhypothese). Zugegeben schon da scheiden sich die Geister, doch sein wir ehrlich, gerade bei Homöopathie behauptet sogar Hahnemann das es so sein MUSS, daher will ich das besonders für diesen Fall so festlegen.

Also bleibt nur mehr die Esoterik:

– Nun wenn man Esoterik so versteht wie ich (siehe hier), also als jene Konzepte, die sich als falsch herausgestellt haben, aber deren Anhänger das einfach nicht glauben wollen, dann ist es klar. Ja, Homöopathie ist eine esoterische Heilmethode. Was so viel heißt wie Homöopathie ist eine sinnlose und wirkungslose Placebomethode. Doch ich gehe mal davon aus, dass DAS nicht gemeint war.

Anmerkung: Über das Thema Placebos und ob man Placebos in der Medizin verwenden soll/darf, darüber möchte ich später reden. Dabei geht es um Ethik, Moral und Gesellschaft. Das führt hier aber am Thema vorbei, OB Homöopathie eine Placebomethode ist, oder nicht.

– Was ist die nächste Möglichkeit? Esoterik ist wissenschaftlich untersuchbar.
Gut das ist jetzt für die Homöopathie nicht so gut, denn damit ist heutzutage klar, dass diese nur eine Placebomedizin ist. Stellt sich die Frage was dann der Begriff der Esoterik soll, denn dann verteilen sich die „Fachbereiche“ der Esoterik zwanglos über die Wissenschaft. Esoterik ist dann das, was man unter dem Begriff „Parawissenschaft“ kennt. Jedenfalls kann man dann alles untersuchen und wenn es durchfällt aussortieren (was Parawissenschaftler leider nicht machen, aber wer will schon arbeitslos sein?). Also das ist genau das was ich im Grunde auch sage. Meiner Meinung und Erfahrung nach sind jene Bereich, die eine solide Basis haben bereits in die Wissenschaft aufgenommen wurden. Nur der Rest, also all das was keinen Mehrwert liefert, trägt (weiter) den Namen Esoterik. Damit wären wir jedoch wieder bei dem was ich oben gesagt habe.

– Esoterik könnte nur ein philosophisches Konzept sein, also Teil der Geisteswissenschaften wie Mathematik & Co. Gut mathematische Aussagen kann ich überprüfen und beweisen. Doch im Grunde ist etwa das Konzept der natürlichen Zahlen (1 ,2 ,3 ,…) ein rein Geistiges (liebe Mathematiker, bitte jetzt nicht böse sein). Erst wenn ich eine Zahl mit Dingen verknüpfe (1 Apfel, 2 Äpfel, 3 Äpfel, …) dann gerät es in den Bereich der Naturwissenschaften. Zugegeben, damit kann ich alle esoterischen Ideen vergessen, die sich auf konkrete Dinge vorhersagen. Also alles was Medizin ist (etwa die bereits erwähnte Homöopathie), Vorhersagen macht (etwa Astrologie), oder gar Dinge verändert (Telepathie, Telekinese, Magie). Ob das so Sinn macht, sei dahingestellt, aber damit ist jedenfalls klar:

  • Homöopathie KEINE esoterische Heilmethode (da es so etwas gar nicht geben kann)
  • Homöopathie fällt in den Bereich der Wissenschaft (wo sie sowieso hin gehört) und ist damit mangels Gegenbeweis eine wirkungslose Methode.

Nachdem ich eher dazu neige alles Negative zu sagen, aber das Positive ungesagt zu lassen, will ich jetzt einmal versuchen auch was positives zur Esoterik zu sagen. Denn alleine hier ist, wie wir noch sehen können, jener Bereich, der Esoterik einen sinnvollen „Lebensraum“ gibt. Also Esoterik als philosophische Idee, als Glauben. Damit meine ich all jene Ideen, die uns sagen wie wir mit uns, unseren Mitmenschen und auch mit unserer Umwelt umgehen. Etwa Humanismus, Demokratie, Diktatur, Mitmenschlichkeit, …, all das gehört in diese Kategorie. Sicher können aber auch diese Konzepte nicht ohne einen kräftigen Einschlag der „Naturwissenschaften“ Sinn machen. Denn ALLES was irgendwie mit der Realität (siehe hier) in Verbindung steht ist ja „Naturwissenschaft“ und wir Menschen stehen (quasi ganzheitlich betrachtet) IMMER mit der Realität in Verbindung, egal wie wir die Realität wahrnehmen. Also sind Konzepte wie Liebe, Glaube, Familie, … einerseits gedankliche Konstrukte der Wirklichkeit (siehe hier), aber andererseits sind es auch reale Elemente, denn etwa Liebe kommt ja nicht von ungefähr, sondern hat evolutionäre, hormonelle und neuronale Ursachen. Wir sind glücklicherweise als denkende (geistige/wirkliche) Wesen nicht darauf reduziert Liebe NUR so zu sehen und zu erleben. Es steht uns frei uns weiterzuentwickeln. Trotzdem machen Konzepte der Liebe, die vollkommen der menschlichen (Materiellen!) Realität entgegenstehen keinen Sinn. Folglich stehen auch solche „Geistigen Ideen“ in einem Wechselspiel mit der Natur und müssen sich also auch „naturwissenschaftlich“ beweisen.

– Esoterik kann gar nicht wissenschaftlich untersucht werden.
Sein wir mal ehrlich, wenn heute jemand Esoterik benutzt und nicht das meint, wie ICH Esoterik definiere, dann meint er genau diesen Punkt.
Ein netter Versuch, zeigt aber entweder von Vertrug, oder davon, dass jemand einfach etwas gedankenlos nachplappert. Denn wenn etwas wissenschaftlich nicht untersucht werden kann, dann ist es entweder Teil der Philosophie (was natürlich nicht auf die GANZE Philosophie zutrifft), also gehört es zum vorherigen Punkt, oder es ist
FALSCH

Doch damit das klar ist, noch einmal langsam. Was heißt das etwa am Beispiel der Homöopathie?

Nun Homöopathie macht ein paar Vorhersagen über die Welt. Dabei ist es vollkommen egal, ob diese chemisch, geistig oder auf eine komplett unbekannte Weise wirkt. Entscheidend ist jetzt NUR was Homöopathen behaupten.
Für die Homöopathie sind das etwa die Aussagen wie man Heilmittel (am besten) herstellt (Potenzieren), wie man die Eigenschaft der Heilmittel bestimmen kann (Arzneimittelprüfung) und natürlich wie man dann eine Krankheit heilt (Ähnlichkeitsprinzip). Da ist jetzt nichts Schweres daran. Sollte nur eine Einzige dieser Aussagen sich nicht bestätigen lassen, ist Homöopathie falsch. Genau das ist aber wissenschaftliches Untersuchen. Sollte man das nicht können, dann sind Homöopathen genauso wenig wie die Wissenschaftler in der Lage Homöopathika herzustellen, Arzneimittelprüfung durchzuführen und damit Menschen zu heilen.

MATERIALISMUS: Ich höre jetzt schon einige schreien, dass ich mich ja da auf ein reduziertes materialistisches Weltbild beziehe. Doch das ist natürlich komplett falsch.

  1. Der werte Leser wird festgestellt gaben, dass ich das Wort Materie und Weltbild gar nicht verwendet habe. Ich habe nur die Worte Aussagen/„Vorhersagen über die Welt“ verwendet. Dabei ist es ja egal, welches Weltbild, ja sogar welches Weltmodell (siehe dazu hier) ich habe. Es ist einfach gesunder Menschenverstand und etwas Philosophie, das dazu nötig ist. Sprich es gilt einfach das „Gesetz“:

Wer etwas behauptet, muss zeigen, dass er Recht hat.

(Quasi der Lieblingssatz der Homöopathen umgedreht, wer behauptet zu heilen, muss zeigen, dass ER geheilt hat und wie er geheilt hat.)

Mehr steht nicht dahinter. Grundsätzlich erkennen wir doch im Alltag dieses Gesetz ja an und wenn man es dann ignoriert, laufen wir leicht Gefahr betrogen/vertrogen/übervorteilt zu werden.

  1. Selbst wenn ich es „Materialistisch“ sehe, so hat es nichts mit dem Weltbild zu tun, sondern mit dem Weltmodell. Wissenschaft HAT KEIN materialistisches Weltbild, sondern VERWENDET EIN materialistisches Weltmodell. Doch das tut sie nur aus dem einfachen und simplen Grund, es ist kein anderes Weltmodell NOTWENDIG. Doch dazu später in einem anderen Artikel dieser Serie.
  2. Wissenschaft ist ein offener Prozess. Auch wenn ihnen da manche Esoteriker (im meinem Sinne des Wortes) und Verschwörungstheoretiker etwas anderes sagen wollen. Wissenschaft kann, ja SOLLTE jeder betreiben. So steht es jedem frei ein eigenes Weltmodell zu entwickeln und zu testen. Also wer ein nicht materialistisches Weltmodell hat, der soll es soweit entwickeln, bis es nachvollziehbar ist und dann mit dem Testen anfangen. Sollte die Tests gut laufen, würde das sicher die Wissenschaft begeistert aufnehmen.
    Das Ganze hat aber den Nachteil, dass eben Leute, die keine Weltmodelle, sondern Weltbilder behandeln sich auch Wissenschaftler nennen können. Dabei wäre wohl Priester oder Guru ehrlicher. Der Vorteil ist, dass neue unkonventionelle Ideen entwickelt werden können und alte Ideen nicht sofort wieder verworfen werden. Die Probleme fangen für mich (die Wissenschaft) da an, wenn eben alte überholte Ideen NIE aufgegeben werden. Genau das ist der Bereich, den ICH Esoterik nenne. Alte Ideen, Konzepte und Weltmodelle, die sich als überholt erwiesen haben werden nicht fallen gelassen, sondern es wird versucht diese immer und immer wieder neu aufzuwärmen. Dabei ist es in der Wissenschaft geradezu Pflicht die eigenen Ideen fallen zu lassen, wenn sie Schwächen aufweisen. Denn wenn man das nicht tut, dann verlässt man die Wissenschaft. Das zeigen die Wissenschaftsskandale der letzten Zeit nur zu deutlich. Diese passieren aus Schlamperei, Überzeugung dass man Recht hat und Aufgrund des Überlebenskampfes der Wissenschaftler (also „Dummheit“, „Glaube“ und „Geldgier“).

ZUSAMMENFASSUNG:

Auch immaterielle („esoterische“) Ideen lassen sich wissenschaftlich überprüfen, wenn sie konkrete Aussagen machen. Homöopathie etwa macht das und ist daher ohne Probleme zu überprüfen (siehe auch hier und hier). Daher ist es egal, ob Homöopathie eine esoterische Heilmethode ist oder nicht, entscheidend ist, was das Ergebnis der wissenschaftlichen Untersuchung ist.
Für die Homöopathie sieht dieses Ergebnis eben seit knapp 200 Jahren schlecht aus. Denn bisher hat noch keiner (schon gar kein Homöopath) zeigen können, dass auch nur eine homöopathische Aussage richtig ist (ich beziehe mich da auf die drei Kernaussagen, sicher mag es einige Aussagen geben, die nicht falsch sind. Hahnemann war ein kluger Mann, also wird er ja nicht NUR Unsinn erzählt haben). Das hat jetzt noch nichts mit unserem „materialistischen Weltmodell“ zu tun. Denn wenn man dieses – unzählige Male bestätigte – Modell auf die Homöopathie anwendet, dann bleiben gerade mal rauchende Ruinen über. Es ist klar, dass schon die einfachsten Kenntnisse über Chemie und Biologie ausreichen um zu zeigen das Homöopathie nicht wirken KANN. Doch das ist „NUR“ die Erklärung für die Tatsache, dass Homöopathen die Richtigkeit ihrer Aussagen in knapp 200 Jahren nicht einmal überzeugend zeigen konnten, aber die Falschheit dieser Aussagen schon vor knapp 200 Jahren gezeigt werden konnte.

Bei diesem Thema bleibt mir nur mein Lieblingsspruch, um zu schließen:

Egal wie sehr wir es und wünschen,
die Erde ist eben KEINE Scheibe

PS:

Warum ich meinte das mein Mitkommentator der Homöopathie härter zusetzte als ich sollte nun klar sein. Während ich versuche eher zu zeigen warum die Homöopathie aufgrund unserer alltäglichen Erfahrung und unseres Weltmodelles nicht funktionieren kann, hat mein Kommentator direkt eine fundamentale Aussage der Homöopathie so einfach als falsch dahingestellt.
Wenn es falsch ist, das ein Mittel alle Symptome behandelt, dann haben sich die „klassischen“ Homöopathen seit 200 Jahren geirrt. Da aber Homöopathie ja als „Beweis“ ihre positive Erfahrung nehmen, entzieht diese Aussage der Homöopathie KOMPLETT jede Existenzberechtigung (natürlich auch jenen Homöopathien, die diese Aussage nicht so ernst nehmen). Wozu sich noch mit Homöopathie beschäftigen, wenn der wichtigste Teil ihrer Anhänger auch nach mehr als 200 Jahren nicht in der Lage ist, einen der wichtigsten (praktischen) Teile ihrer Hypothese als falsch zu erkennen? Hier habe ich ausführlicher dargestellt, warum die unterschiedlichen Formen der Homöopathie ein „Beweis“ dafür sind, dass keine der Homöopathien auch nur irgendeine Grundlage haben.

3 Kommentare zu “Homöopathie, Wissenschaft, Esoterik

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