Da ich gerade das Thema am Beispiel meines „Lieblings“ Homöopathie bearbeitet habe (siehe hier), will ich das noch einmal aufgreifen.
Esoterik wird ja oft als nicht überprüfbar hingestellt. Gut, dass das falsch ist soll Teil dieses Artikels sein.
Diesmal möchte ich gar nicht tief eintauchen, sondern praktische Beispiele verwenden. Da bieten mir die Pendler/Wünschelrutengänger & Co eine gute Möglichkeit.
Also wie ich im letzten Artikel geschrieben habe, kann es gar nicht sein, dass Esoterik nicht überprüfbar ist, wenn sie praktisch anwendbar sein soll. Das hat jetzt nicht mit Materialismus zu tun, persönlichen oder geistigen Existenzen. Egal ob man Dinge als Symbole versteht oder nicht. Wenn etwas konkret wirken soll, dann muss es auch beweisbar sein, oder es ist einfach falsch. Ich werden dazu später noch ein paar Beispiele bringen. Sollte, wie manche Anhänger der Esoterik behaupten, etwas persönlich wirken, so wäre die Effektivität dann einfach 100%, was g…, äh toll wäre. Da meist der Nachweis ausbleibt oder sogar negativ ausfällt ist einfach anzunehmen dass die reale Effektivität einfach bei 0% liegt. Sprich das Zeug bringt einfach nichts außer dem guten Gefühl dabei. Was dann kommt sind einfach (Selbst-)Täuschungsmanöver, um von den 0 % abzulenken und zu behaupten das man wenn man es nur richtig macht, bei 100% liegt, das aber nicht messbar ist.
Doch um das genauer zu erklären, will ich noch einmal kurz Wissenschaft ganz allgemein beschreiben.
Wissenschaft ist zuerst einmal ein Philosophisches Konzept, dass beschreibt wie wir am besten herausfinden wie die Natur funktioniert. Doch selbst wenn jetzt jemand behauptet, dass das derzeit verwendete Konstrukt nicht „perfekt“ und abgeschlossen ist, so mag das stimmen, aber es ist bereits so ausgereift, dass man sagen kann, dass jedes neuere Konzept dieses Umfassen muss, so wie das heutige Konzept der Falsifizierung durchaus das vorherige Konzept des Beweisens umfasst, aber modifiziert. Denn Dinge für die schon zu Beginn klar ist, dass sie gar nicht die Natur beschreiben, für die macht es keinen Sinn diese auch nur zu versuchen diese zu falsifizieren.
Ein Beispiel:
Falls jemand heutzutage mit der Hypothese kommt das die Erde die Form eines Donuts hat, dann brauch ich das nicht falsifizieren, da derjenige gar nicht zeigen kann, dass das richtig sein kann.
Das Prinzip ist jetzt im Grunde genommen simpel:
1. Wer etwas behauptet muss zeigen dass es richtig sein KANN.
Also bei der Aussage „Alle Amseln sind grün“, werde ich schon hier scheitern. Schon die ersten paar Amseln denen ich begegne werden braun oder schwarz sein. Damit ist auch klar, wer zuständig ist für den Beweis, nämlich derjenige, der etwas behauptet. Zudem ist auch klar, wie mit der Behauptung umgegangen werden MUSS, wenn es auch nur gewisse Zweifel an dem Beweis gibt.
Quasi im Zweifel GEGEN den Angeklagten. Dies ist auch das Problem mit den meisten esoterischen Phänomenen. Bisher konnte noch niemand zeigen, dass es diese Phänomene überhaupt gibt. Das trifft auf Homöopathie ebenso zu wie auf Telepathie (wobei da noch im Ganzfeldexperiment gewisse Unsicherheiten sein mögen, die aber eher auf noch unzureichend optimierte Experimente hindeuten. Zudem sind die Effekte wieder so gering sind, dass klar ist, dass Telepathie unbrauchbar wäre, selbst wenn es sie denn gäbe), Telekinese, Astrologie, … . Also ist damit schon egal wie jemand etwas versucht zu erklären, wenn es nicht da ist, braucht es keine Erklärung.
Jetzt aber lieber gleich zum erstes Beispiel: Ein Mann behauptet, dass er mit einem Pendel zwischen Bioeiern und konventionellen Eiern unterscheiden kann.
ICH halte das jetzt für eine konkrete Aussage, die offensichtlich überprüft werden KANN und MUSS. Es ist ganz einfach. Wenn er es kann, dann sollte er im Idealfall jedes Ei richtig erraten. Oder?
Falls er es nicht kann, dann funktioniert es nicht.
Wenn es so ist, wie manche Esoterik Anhänger meinen, dass esoterische Methoden eine Effizienz von 100% haben (also nicht mehr über Statistik definiert brauchen), dann wäre schon ein einziges falsches Ei ein Gegenbeweis. Wir wollen jedoch netter sein. Zumindest sollte er also besser sein, als man es bei bloßem Raten erwarten sollte. Wenn es einen Grund gibt, dass diese Überprüfung nicht möglich ist, bedeutet das nur, dass er es nicht kann. Denn dann kann er ja nicht zwischen Bioeiern und normalen Eiern unterscheiden, seine Aussage war falsch und ist damit widerlegt.
Nun meine Frage: Warum ist es ihm nicht gelungen die Eier zu unterscheiden?
Nächster Beispiel derselbe Mann. Ebenso soll der Unterschied zwischen gebeizten und ungebeizten Saatgut erpendelt werden. Wieder die Frage? Wieso kann jemand, der das sicher vorher unzählige Male geübt hat nicht, wenn ihm jemand ein paar Heferl über das Saatgut stülpt und er sicher nicht wissen KANN, was drunter ist?
Also ist vielleicht einfach nichts dran am Pendeln? Jedenfalls zeigt es sich, dass selbst esoterische Methoden wie alles in dieser Welt mit Unsicherheiten behaftet sind. Oder um es klarer zu machen. Selbst esoterische Methoden sind nur mit Wahrscheinlichkeiten festzumachen, also dem Zufall unterworfen. Also gilt auch für die Esoterik die Aussage (siehe hier): „Die Determiniertheit für die Gesamtheit bleibt für den Einzelnen ein Zufall, somit vollkommen bedeutungslos.“
(Diese und weitere Beispiele sind etwa hier beschrieben. Ebenso ist hier ein ähnlicher Test zu sehen. Das Ergebnis ist (natürlich) das gleiche. Die Fortsetzungen sind auch recht nett, Teil 2 und Teil 3)
2. Es muss möglich sein, die Behauptung auch zu wiederlegen.
Eine Bestätigung einer Aussage sagt ja jetzt erst einmal nur, dass die Aussage nicht falsch sein muss. Jedoch bedeutet das noch lange nicht, dass sie auch richtig ist. Wenn eine Aussage so formuliert wird, dass man diese nicht widerlegen kann, etwa weil JEDE Aussage darauf zutrifft, oder willkürliche Trennungen gesetzt werden, dann ist diese wertlos und von daher ebenfalls falsch.
Etwa so etwas wie „Alle Amseln sind Grün. Sollte ein amselähnliches Tier gesehen werden, dass nicht grün ist, dann ist es auch keine Amsel.“ (Praktisch der Fehlschluss des Wahren Schotten) oder etwa „Alle Amseln sind Grün. Falls eine andersfarbige Amsel gesehen wird, dann liegt der Fehler beim Beobachter.“ Aussagen die nicht widerlegt werden KÖNNEN, sind sinnlose Aussagen. Da es kein entweder oder gibt, kann man keine Entscheidung treffen. Also ist die Aussage (in dieser Formulierung) wertlos und daher am besten gleich zu verwerfen.
Ein berühmtes Beispiel ist die (praktische) Homöopathie (verdammt jetzt ist DIE schon wieder da). Wenn jemand gesund wird, dann hat die Homöopathie geholfen (selbst dann, wenn jemand ein falsches Mittel gegeben hat, oder vielleicht sogar gar keines). Falls das nicht der Fall ist, dann ist der Patient daran schuld, da er sicher etwas getan hat, dass die Wirkung aufgehoben hat. Also etwa im Liegen geschlafen, Kaffee, Tee, Schnaps getrunken (siehe hier), …. Vielleicht war aber auch einmal ein Handy in der Nähe des/der Mittel, oder der Nachbar hat mal die Mikrowelle benutzt. Gründe dafür gibt es genug. Wenn das nicht reicht, hat der Patient dem Homöopathen eben nicht alle relevanten Symptome aufgezählt.
Sollte das noch immer nicht reichen, dann war einfach der Homöopath schuld, Dieser hat nicht gut genug aufgepasst, vielleicht auch das falsche Repetitorium verwendet, ….
Also alles KANN schuld sein am Versagen der Homöopathie, nur NICHT die Homöopathie, aber wenn es besser geht, dann hat die Homöopathie geholfen.
SO macht das ganze KEINEN Sinn (außer vielleicht für Esoteriker). Doch wenn man versucht solch ein Verfahren zu verwenden, dann ist das Vertrug, also weg damit.
3. Es darf keine einfachere Erklärung für das Phänomen geben,
als die vorgeschlagene Möglichkeit.
Dieser Schritt ist jetzt das wirkliche Problem an der Sache. Jetzt hat man doch schon zeigen können, dass die Aussage richtig ist und dass die Aussage nicht sinnfrei ist und dann kommt jemand so daher! Im Prinzip habe ich das im Detail hier beschrieben. Doch wir dürfen nicht vergessen, manche Dinge passieren halt einfach so. Ja wirklich! Menschen werden auch einfach so gesund. Ohne jede Behandlung, ohne besondere Geisteshaltung, ohne irgendetwas! Also heißt es nichts, wenn man EINEN Menschen behandelt und der wird gesund. Denn das geschieht auch dann, wenn die Wahrscheinlichkeit, dass etwas wirkt, 0 ist. Ebenso ist es wertlos wenn ich jemanden finde, der mir eine (Natur-)Katastrophe vorhersagt. Die Frage ist eigentlich, kann derjenige es besser als jemand, der das gleiche Wissen hat, aber sonst nur rät/würfelt. Ich kann derzeit auch Unruhen in der „muslimischen“ Welt vorhersagen, oder Naturkatastrophen im Pazifischen Raum. Manche Dinge finden einfach immer wieder statt, diese vorherzusagen ist langweilig und hat nichts, mit Esoterik zu tun. Das ist so wie die Wahrsager, die einfach älteren und kranken Prominenten den Tod vorhersagen. Neben der Tatsache, dass dies geschmacklos ist, so ist es nicht verwunderlich. Jemand der so etwas von sich behauptet, muss schon deutlich besser sein, als der normale Statistiker.
So genau hierher passt ein privates Beispiel zum Abschied:
Freunde von uns hatten sich ein Haus gekauft. Eine sehr renovierungsbedürftige Bude. Ein altes kleines Bauernhaus mit kleinen Fenstern und dicken Mauern. Die Vorbesitzer hatten einen kleinen Vorraum mit Sitzecke geschaffen. Dieser Vorraum hatte viele Fenster und dafür keine brauchbare Dämmung. Daher wollten unsere Freunde den Raum abreißen. Meine Frau hat sofort gemeint, dass ist Schwachsinn. Der Raum ist das einzige helle und wohnliche Zimmer in dem Haus. Ohne ihn würden unsere Freunde noch verrückt werden. Das hat unsere Freunde nicht sonderlich beeindruckt und es musste ein Wünschelrutengänger her. Was war wohl seine (weit teurere) Aussage? Das ist der einzige „Energieplatz“, ja nicht abreißen.
Hmmmm! Also wohl jeder vernünftige Mensch, der nicht komplett den Zugang zu seinen Instinkten verloren hat, wäre beim Anblick dieses Hauses auf diese Aussage gekommen, ehrlich. Es ist traurig, dass Leute schon ihren Zugang zu sich selber so verloren haben, dass sie Wünschelruten brauchen, um ihre eigenen Meinung ausdrücken zu können. So gesehen hat Wünschelrutengehen durchaus einen Sinn, aber es ist nichts esoterisches dazu notwendig. Wenn wir verlernt haben auf unser Unterbewusstsein zu hören, dann gibt uns die Wünschelrute / das Pendel die Möglichkeit das wieder auszudrücken. Vielleicht wäre es besser den Menschen Selbstvertrauen zu lernen, als mit der Wünschelrute herumzurennen.
Zu dem passt ein Zitat, das ich dem Bericht über den zweiten Pendler-Test (siehe hier) entnehme:
Rainer Bunge, Jurymitglied und Professor an der Hochschule für Technik Rapperswil, sagt dazu: «Der Esoteriker und der Wissenschaftler haben zwei völlig verschiede Ansätze mit Messresultaten umzugehen, die nicht in ihre Theorie passen. Die Wissenschaftler, zum Beispiel ich, beginnen an der Theorie zu zweifeln, wenn die Ergebnisse in eine völlig andere Richtung zeigen. Der Esoteriker zweifelt an den Messergebnissen und stellt seine Theorie nicht in Frage
Also wie üblich:
Egal wie sehr wir es uns auch wünschen,
die Erde ist nun mal keine Scheibe,
selbst wenn wir unser Weltbild so ändern,
das alles dazu perfekt passt.